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Tipps für die Examensvorbereitung: Interview mit Spitzenabsolvent Lars Nielsen

Tipps für die Examensvorbereitung: Interview mit Spitzenabsolvent Lars Nielsen

© Juristische Fakultät Hannover

Lars Nielsen war mit einem Notendurchschnitt von 13,87 Punkten im ersten Examen der beste Absolvent des Jahrgangs 2023 unserer Fakultät. Wir haben versucht, sein Erfolgsrezept für ein herausragendes Examen herauszufinden, und ihn dafür interviewt.

Was war im ersten Semester Ihr Lieblingsfach?

Strafrecht und Zivilrecht

Welchen Schwerpunkt haben Sie gewählt? Haben Sie ihn vor oder nach dem staatlichen Teil absolviert?

Ich habe meinen technischen Interessen entsprechend den Schwerpunkt 7 (IT-/IP-Recht) gewählt, den ich auch wärmstens weiterempfehlen kann. Ursprünglich wollte ich ihn nach den Aufsichtsarbeiten beginnen. Das finde ich schön, um noch zwei spannende Semester zu haben, auf die man sich freuen kann. Schlussendlich habe ich später geschrieben, sodass die Aufsichtsarbeiten in das zweite Schwerpunktsemester fielen. Das würde ich nicht empfehlen. Ein Weltuntergang ist es aber auch nicht.

Wie sah Ihre Examensvorbereitung aus und wie lange hat sie gedauert?

Die war recht chaotisch. Zunächst habe ich mich im Oktober 2020 in eine HannES-Veranstaltung eingetragen, bei der ich aber nie anwesend war. Neben Praktikum und Tutorstelle habe ich mich recht ineffizient mit einigen Lieblingsproblemchen beschäftigt, statt den Stoff strukturiert nachzuarbeiten. Die erste Probeklausur habe ich erst im März 2021 geschrieben. Mein Examensdurchgang war Oktober 2022. Auf dem Papier waren es damit 2 Jahre. Ernsthafte Vorbereitung waren davon wohl eher 1,5 Jahre. Mehr würde ich auch nicht empfehlen.

Wegweisend fand ich schließlich § 16 NJAVO, der den Prüfungsstoff auflistet. Statt weiter viele unterschiedlichen Lehrbücher zu wälzen, habe ich dann mit der UniRep-Serie (C.F. Müller) die Fäden zusammengezogen. Karteikarten habe ich mit der Software Anki selbst angefertigt. Man darf es aber nicht übertreiben, denn Strukturen sind wichtiger als Details. Für das Strukturverständnis sind Gesamtwerke wie etwa Frenz im Öffentlichen Recht, Medicus im Zivilrecht und der Studienkommentar zum Strafrecht von Jäger gut. Man darf sich nur nicht an Details aufhängen.

Wie viele Probeklausuren haben Sie ungefähr geschrieben?

Geschrieben habe ich etwa 25 Probeklausuren plus zwei Probeexamina. Davon habe ich keine unter „realen Bedingungen“ geschrieben, sondern meisens Zuhause über den Tag verteilt. Das ist nicht ratsam. Probeklausuren kosten extrem viel Zeit, die bestenfalls „am Stück“ fokussiert abgesessen werden muss. In Verbindung mit den oftmals wenig hilfreichen Korrekturen ist das frustrierend und demotivierend.

Ich habe sehr spät das Skizzieren für mich entdeckt. Die Kunst im Examen besteht nämlich nicht im Schreiben von 25 oder mehr Seiten, sondern in der Klausurskizze. Diese muss am Ende nur noch stumpf ausformuliert werden. Man muss dabei aufpassen, dass man sich selbst nicht betrügt. Die Skizze muss so vollständig sein, dass es keinerlei fachlicher Überlegungen mehr bedarf. Andererseits darf man sich nicht festfahren. Soll heißen: Manchmal ist irgendeine begründete Entscheidung besser als gar keine.

Gab es etwas, das Sie als Ausgleich zum intensiven Lernen in der Vorbereitungsphase auf das Examen gemacht haben? 

Die richtige Antwort wäre „Ja“. Das ist aber deutlich leichter gesagt als getan. Man sollte sich davor hüten, die Examensvorbereitung zum Lebensinhalt zu machen. Aussagen von einigen Repetitoren, man solle bestenfalls Partner/in verlassen und den Kanarienvogel vor die Tür setzen, sind absolut schädlich und dazu noch völliger Unsinn.

Im Sommer vor meinem Examenstermin habe ich eine mehrmonatige Pause gemacht. Die Zeit nutzte ich für einen günstigen Kurzurlaub, die Schwerpunktarbeit und ewig aufgeschobene Aufgaben. Diese Unterbrechung fand ich deutlich hilfreicher als jede Lernwoche, Probeklausur oder HannES-Veranstaltung. Manches Detailwissen verschwimmt zwar etwas, die Grundlagen bleiben aber.

Welchen Rat oder welche Empfehlungen möchten Sie Studierenden für die Examensvorbereitung auf den Weg geben?

Menschen sind unterschiedlich. Nicht jeder besucht Moot Courts, nicht jeder profitiert von Vorlesungen oder Repetitorien. Man muss zu seinen Präferenzen stehen und schauen, wie man Kompatibilität zum abgefragten Aufgabentyp (Klausur, Mündlicher Prüfung, usw.) herstellt. Einige lernen zu wenig und zu oberflächlich, andere zu viel und zu tief. Ich gehörte zur zweiten Gruppe und musste mich schlussendlich auf  Grundlagen fokussieren, um den Kopf frei zu behalten. Bildlich gesprochen baut man erst das Fundament, dann die statisch erforderlichen Träger und Decken und erst ganz zum Schluss wird der Teppich ausgerollt.

Vom nahezu unendlichen Examensstoff wird nur ein Bruchteil abgefragt, sodass man unmöglich zu jedem Punkt umfangreiches Detailwissen parat haben kann. Auch wenn dieses Prüfungsformat meines Erachtens ineffizient ist, muss man sich bisweilen damit abfinden. Kommt eine völlig unbekannte Problematik dran, hangelt man sich etwas planlos am Grundlagengeländer durch die Dunkelheit und versucht den Sachverhalt, allgemeine Strukturen und Wertungen unter einen Hut zu bekommen. Das sollte fast immer ausreichen.

Die Wochen vor dem Examen sollte man anders als oft empfohlen nicht beschleunigen, sondern entschleunigen. Etwas Karteikarten wiederholen reicht aus. Ich habe am Tag vor der jeweiligen Klausur nur noch Kaiser-Skripten zum materiellen Recht und aktuelle Rechtsprechung (ca. 2 Jahre) durchgeblättert, um mir sicher zu sein: Die absoluten Grundlagen und Strukturen sind vorhanden und in groben Zügen ist auch auch aktuelle Rechtsprechung bekannt. Kein Mensch kann das länger als ein paar Tage im Kopf behalten.

Wie geht es nun bei Ihnen weiter? Was sind Ihre Pläne?

Ich habe mich für den EULISP-Master Informationstechnologierecht und Recht des geistigen Eigentums hier an der Fakultät beworben. Nebenbei arbeite ich derzeit in einer Wirtschaftskanzlei als wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Kurz gefragt, kurz geantwortet:

Contine oder Hauptmensa?

Contine natürlich

NJW oder JA?

NJW, da kostenlos bei beck-online

Bib oder zuhause?

Zuhause

Cocktails oder Bier?

Cuba Libre

Habersack (ehemals Schönfelder) oder Beck-Ausgabe

Habersack ohne Ergänzungslieferungen für Zuhause, ansonsten online

Verfasst von PSR