IRI - damals und heute

1983 wurde das Institut für Rechtsinformatik in Hannover als erste wissenschaftliche Einrichtung auf diesem Gebiet an einer deutschen Universität von Prof. em. Dr. Wolfgang Kilian gegründet. Zahlreiche Aktivitäten des Instituts in Forschung und Lehre belegen die Tragweite der Fragen, die sich aus der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie für das Rechtssystem ergeben.

Im Folgenden finden sie ausführliche Informationen über die Entstehung und die Aktivitäten des IRI von 1978 bis heute:

  • 1978 bis 2007 - Gründung und Entwicklung des IRI

    Entstehung

    Mit der Entwicklung der Informationstechnologie seit Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden völlig neue Probleme, die innerhalb der herkömmlichen Strukturen, Arbeitsmethoden und Entscheidungsverfahren im Recht nicht angemessen gelöst werden konnten. Zugleich eröffneten sich durch die Konstruktion von Datenbanken und die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitungen in der juristischen Praxis neue Anwendungsbereiche für den Computereinsatz. Die Analyse und Bewertung der Voraussetzungen, Anwendungen und Folgen der Informationstechnologie im Recht erforderte die interdisziplinäre und grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Juristen, Informatikern und Ökonomen. Dazu kam es in mehreren Industriestaaten unter der Bezeichnung „Rechtsinformatik (droit informatique; informatica giuridica; informatica y derecho; computers and law). Bei der Rechtsinformatik handelt es sich um eine angewandte Informatik, die – ähnlich wie die Medizininformatik und die Wirtschaftsinformatik – die Umwälzungen durch die Informationstechnologie im jeweiligen Fach theoretisch und praktisch erfassen soll.

    Das von Professor Dr. Wolfgang Kilian gegründete Institut für Rechtsinformatik ist das älteste seiner Art an einer deutschen Universität. Es wurde im Jahre 1983 vom Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kunst in der Nachfolge der seit 1978 bereits bestehenden „Forschungsstelle für Informationstechnologie“ genehmigt (Erlaß des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst vom 6.6.1983 – 1012 – 152 – 4 - 15). Ähnliche Institute entstanden später an den Universitäten Berlin (HU), Karlsruhe, Köln, München, Münster und Saarbrücken. Daneben tragen einige juristische Lehrstühle die Bezeichnung „Rechtsinformatik“ (Bochum; Marburg; Tübingen; Würzburg).

    Die Empfehlung No. R (92)15 über „Teaching, Research and Training in the Field of Computers and Law“ des Ministerrats des Europarates im Jahre 1992 gab neue Impulse zur Lehre im Bereich der Rechtsinformatik. Heute verfügen 15 EU-Mitgliedstaaten über vergleichbare Institute.

  • Große Schritte von 2008 bis 2011

    Mit großen personellen Veränderungen und viel frischem Wind ist das IRI in das Jahr 2008 gestartet.

    EULISP

    Der LL.M.-Studiengang im IT-Recht (EULISP/ehemals "Ergänzungsstudiengang Rechtsinformatik") geht im Oktober 2008 bereits in den 15. Durchgang. Das attraktive Studienprogramm, dass optional mit einem  Doppelabschluss ("double degree") der Leibniz Universität Hannover und der Universitetet i Oslo abgeschlossen werden kann.

    Fachanwalt IT-Recht

    Ferner ist es Absolventen des EULISP-Studiengangs, die bereits das 2. Staatsexamen absolviert haben, künftig möglich, mit dem EULISP-Programm prinzipiell die theoretische Ausbildung für den Fachanwalt IT-Recht zu erwerben.

    Institutsleitung

    In personeller Hinsicht wurde im März 2007 zunächst Prof. em. Dr. Wolfgang Kilian emeritiert, der das IRI gegründet und es in den 29 Jahren unter seiner Leitung zu einer der führenden Institutionen Deutschlands auf dem Gebiet der Rechtsinformatik bzw. des IT-Rechts ausgebaut hatte. Seither hat Prof. Dr. Nikolaus Forgó, der bereits seit Oktober 2002 eine Professur an der Leibniz Universität Hannover innehat, die Leitung des IRI übernommen. Mit Wirkung vom 01.07.2008 wurde Dr. Axel Metzger Metzger, LL.M. zum ordentlichen Professor an der Juristischen Fakultät Leibniz Universität Hannover ernannt und leitete gemeinsam mit Professor Forgó das Institut für Rechtsinformatik.

    Akademischer Mittelbau

    Auch im akademischen Mittelbau gab es einige Veränderungen: Mit den neu gestarteten Projekten DAFRAGE, OEZUDAT, FUNRIDE, CONSENT, CONTRACT, OPTIMIS, PONTE, <link forschung p-medicine-1672.html p-medicine>p-medicine, <link forschung smart.html smart>SMART und <link forschung linked2safety.html linked2safety>Linked2Safety kamen viele neue Mitarbeiter hinzu, das IRI wuchs auf eine Größe von über 40 Mitarbeitern an.

  • Neuerungen und Veränderungen von 2012 bis heute

    Auch im Jahr 2012 konnte das IRI einen weiteren Meilenstein setzen:

    Der LL.B. im IT- und IP-Recht

    So wurde bereits im Jahr 2011 auf Initiative von Prof. Dr. Axel Metzger, LL.M. und Dr. Malek Barudi der Studiengang "LL.B. im IT- und IP-Recht" ins Leben gerufen. Die Überlegung war, die Studenten frühzeitig zu einer Spezialisierung im Geistigen Eigentum (IP) und Informationstechnologierecht (IT) zu ermutigen und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten, bei einem Auslandsjahr wertvolle Sprachkenntnisse und interkulturelle Fertigkeiten zu erwerben.  

    Da ein LL.B. Abschluss nach wie vor kein Schlüssel für die traditionellen Berufe eines deutschen Juristen ist, wurde versucht möglichst viele der LL.B. Fächer mit denen des Staatsexamens in Einklang zu bringen. Damit sollte gewährleistet werden, dass ohne viel Zusatzaufwand eine traditionelle Karriere eingeschlagen werden kann.

    Die erste große Hürde für den LL.B., die Finanzierung, konnte glücklicherweise gelöst werden: So willigte der DAAD ein, die Stelle eines Projektleiters und Sachmittel, wie z.B. Werbekosten und Spezialliteratur, für zwei Jahre im Rahmen des Bachelor PLUS Projekts zu finanzieren.

    Der erste Projektkoordinator war Andre Sabellek, der die schwierige Aufgabe hatte, einen Modulkatalog und eine Prüfungsordnung zu entwerfen. Außerdem mussten geeignete Partneruniversitäten gefunden werden. Die Akkreditierung des Studiengangs erfolgte im Sommer 2011.

    Im Wintersemester 2011/2012 wurden dann die ersten Studenten zugelassen.

    Im September 2012 kam Sylvia Jakob als neue Koordinatorin. Sie schaffte es, den DAAD davon zu überzeugen, die Finanzierung um drei weitere Jahre zu verlängern und Lehrkräfte für die LL.B. spezifischen Fächer zu finden.

    Im Jahre  2013 konnten schon zwölf Studierende zum Wintersemester zugelassen werden und die ersten Studenten traten ihr Auslandsjahr an, teilfinanziert vom DAAD. Die Studenten kamen begeistert zurück.

    Zum Wintersemester 2014/2015 hat Prof. Dr. Heinze LL.M. (Cambridge) Herrn Prof. Metzger als Verantwortlicher des LL.Bs abgelöst. Die ersten Studenten werden ihr Schwerpunktjahr antreten und ihre Bachelorarbeit schreiben, elf Studenten aus dem 5. Und 6. Semester werden ins Ausland gehen und ca. zwanzig LL.B. Anfänger ihr Studium beginnen.

    Institutsleitung

    Auch in der Institutsleitung gab es wieder Veränderungen: So wechselte Prof. Metzger zum 01.10.2014 an die Humboldt-Universität Berlin. Seit dem WS 2014/2015 wird das Institut gemeinsam von Prof. Forgó und Prof. Heinze geleitet.

    Professoren

    Trotz Prof. Metzgers Weggang ist die Zahl der Professoren am IRI gestiegen:

    So wurde am 22.05.2013 die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrag zwischen der Leibniz Universität Hannover und der Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR) gefeiert, wonach die GRUR die Schaffung einer Professur für Patent- und Markenrecht an der LUH unterstützen wird. Diese Professur wird seit dem Wintersemester 2014/2015 von Prof. Christian Heinze, LL.M. ausgefüllt.

    Darüber hinaus wurde die langjährige Mitarbeiterin Dr. Tina Krügel, LL.M. mit Wirkung zum 01.04.2014 zur Juniorprofessorin ernannt.

    Akademischer Mittelbau

    Auch der akademischen Mittelbau ist weiter gewachsen. Mit den neuen Projekten EURECA, MyHealthAvatar, CHIC, AETIONOMY, EVIDENCE und MAPPING sowie Prof. Forgós neuer Aufgabe als Datenschutzbeauftragter der Leibniz Universität Hannover ist die Zahl der Mitarbeiter am IRI auf ca. 50 gestiegen.

  • Forschung und internationale Beziehungen

    Internationale Beziehungen

    Im Bereich der Rechtsinformatik bestehen weltweit enge Beziehungen zwischen den Forschungs- und Lehreinrichtungen. Das Institut für Rechtsinformatik der Universität Hannover ist eines der führenden Institute in diesem Netzwerk. Die FIRILITE-Gruppe (Federation of International Research Institutes on Law and Information Technology in Europe) ist ein Verein nach belgischem Recht, in dem die wichtigsten Forschungseinrichtungen im Bereich der Rechtsinformatik zusammenarbeiten. Es werden Tagungen organisiert und gemeinsame Forschungsprojekte im Rahmen von Ausschreibungen der EU-Kommission durchgeführt. Das IRI hatte im europäischen Forschungsprojekt Data Protection (DAPRO), das zusammen mit den Universitäten Glasgow (Strathclyde) und Stockholm eingeworben wurde, die Projektleitung. An anderen europäischen Forschungsprojekten war das IRI als Vertragspartner beteiligt. Präsident der FIRILITE ist der frühere Leiter des Instituts für Rechtsinformatik der Universität Hannover, Prof. em. Dr. Kilian. Im Bereich der Lehre arbeiten zwölf Rechtsinformatikinstitute aus neun EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des European Legal Informatics Study Programme (EULISP) zusammen. EULISP ist inzwischen eine eingetragene europäische Dienstleistungsmarke und bezeichnet ein postgraduales Ausbildungskonzept im Bereich des Informations- und Kommunikationstechnologierechts, das zum akademischen Grad „Master of Laws“ (LL.M.) führt. Die Koordination von EULISP liegt ebenfalls beim IRI.

    Das IRI war und ist an der Erweiterung der Rechtsinformatik in der Europäischen Union im Forschungs- und Lehrbereich beteiligt. Regierungsberatungen im Rahmen europäischer Forschungsprojekte fanden und finden in Litauen und Lettland statt. An der Universität Wilna (Vilnius) wurde ein Forschungszentrum für Rechtsinformatik mit Unterstützung des IRI gegründet und ein neues Curriculum entwickelt.

    Seit 10 Jahren bestehen auch sehr enge Beziehungen zur Universität Breslau (Wroclaw). Prof. em. Dr. Kilian hält dort regelmäßig Gastvorlesungen und führt Doktorandenseminare durch. Seit mehreren Jahren fördern der DAAD und die polnische Schwesterorganisation KBN einen Doktorandenaustausch, auf dessen Grundlage bisher 12 polnische Stipendiaten (zum Teil mehrfach) aus Breslau (Wroclaw) am IRI Forschungen für ihre Doktorarbeiten auf dem Gebiet des Informations- und Kommunikationstechnologierechts durchgeführt haben. Drei dieser Stipendiaten haben inzwischen in Breslau (Wroclaw) ihre Promotion abgeschlossen.

    Darüber hinaus wurde an der Universität Breslau (Wroclaw) auf Anregung des früheren Leiters des IRI ein Forschungszentrum für Informations- und Telekommunikationsrecht eingerichtet (CBKE). Gemeinsame Workshops in Hannover oder Breslau, die vom DAAD/KBN gefördert werden, vervollständigen die Zusammenarbeit. Im Jahre 2002 wurde auf Anregung des IRI ein Freundschaftsvertrag zwischen den Universitäten Hannover und Breslau (Wroclaw) abgeschlossen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IRI beteiligen sich im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten an internationalen Tagungen.

    Weitere intensive internationale Beziehungen ergeben sich auch aus aktuellen Forchungsprojekten, insbesondere nach Belgien (Leuven und Namur), Norwegen (Oslo), Österreich (Wien), Polen (Katowice) und Schweden (Stockholm).