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Rückblick auf das Symposium der Generalstaatsanwaltschaft Celle und der Juristische Fakultät Hannover zum Thema "Sexuelle Gewalt gegen Kinder"

Rückblick auf das Symposium der Generalstaatsanwaltschaft Celle und der Juristische Fakultät Hannover zum Thema "Sexuelle Gewalt gegen Kinder"

© David B. Erhardt | Juristische Fakultät Hannover

Am 05. Mai 2023 veranstalteten die Generalstaatsanwaltschaft Celle und die Juristische Fakultät der Leibniz Universität Hannover ein Symposium zum Thema „Sexuelle Gewalt gegen Kinder“. Zwischen den Beiträgen der Referentinnen und Referenten bestand Gelegenheit zur Diskussion.

Generalstaatsanwalt Dr. Frank Lüttig, Celle, hob in seinem Grußwort die unabsehbaren Folgen sexueller Gewalt und die drastisch gestiegenen Zahlen im Bereich Kinderpornographie hervor. Auch unbegründete Vorwürfe dieser Art könnten jedoch zu einer dauerhaften Stigmatisierung führen.

Prof. Dr. Bernd-Dieter Meier (Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie) gab einen Überblick über den Kenntnisstand in der Kriminologie. Gefährdet seien vor allem Mädchen im Alter zwischen 6 und 13 Jahren. Fälle des „einvernehmlichen Missbrauchs“, nämlich sexuelle Kontakte zwischen – nicht einwilligungsfähigen – Kindern und Jugendlichen bzw. Heranwachsenden, spielten eine wichtige Rolle. Andererseits gebe es inzwischen einen engen Zusammenhang zwischen den „Hands-on-Delikten“ der §§ 176 ff. StGB und dem Umgang mit Kinderpornographie nach §§ 184b, c StGB.

Kriminalhauptkommissar Norbert Mohr, LKA Baden-Württemberg, schilderte die aufwändige Arbeit der Polizei im Staufener Missbrauchsfall. Erstmals sei es im Bereich der pädosexuellen Szene auch zum Einsatz eines Verdeckten Ermittlers gekommen.

Kriminalrat Dennis Möller, LKA Niedersachsen, erläuterte die Aufgaben Künstlicher Intelligenz bei der Suche nach kinderpornographischen Dateien. Für das Material, das ein Polizeibeamter im Laufe eines Jahres sichte, brauche geeignete Software weniger als drei Tage. Dennoch könne die Technik eine abschließende Entscheidung nur vorbereiten.

Privatdozentin Dr. Anja Schmidt, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, legte die Entwicklung des materiellen Strafrechts dar. Die geltenden Regeln seien teils angemessen, teils symbolpolitisch. Der Gedanke absoluten Kinderschutzes herrsche vor. Auf diese Weise erhalte das Recht junger Menschen auf wachsende sexuelle Selbstbestimmung nicht immer den erforderlichen Raum.

Rechtsanwalt Dr. h.c. Rüdiger Deckers, Krefeld, berichtete aus jahrzehntelanger Tätigkeit als Strafverteidiger. Auf keinem anderen Gebiet habe es derart viele Gesetzesänderungen gegeben wie im Bereich des Sexualstrafrechts. Die ablehnende Reaktion der Umwelt schaffe eine Hemmschwelle für ein Geständnis des Beschuldigten. Dies gelte selbst im Kontakt zu seinem Verteidiger.

Dr. Stephanie Springer, die Präsidentin des Landeskirchenamts Hannover, schließlich sprach über theologisch verbrämten Machtmissbrauch. Die evangelische Kirche verfolge eine Null-Toleranz-Politik. Haupt- wie ehrenamtliche Mitarbeiter hätten die Pflicht, sexuelle Übergriffe zu melden. Ungefähr die Hälfte der bisher bekannten Opfer seien Kinder und Jugendliche.

Die Vortragenden sind gebeten worden, ihre Beiträge auch in Aufsatzform zur Verfügung zu stellen. Ein entsprechender Sammelband soll im Laufe dieses Jahres in der Schriftenreihe der Generalstaatsanwaltschaft Celle erscheinen.

Bildergalerie

Ein paar Eindrücke von der Veranstaltung finden Sie in einer kleinen Bildergalerie.

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Verfasst von LT