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Steuerrecht in Niedersachsen II: Der VFS Hannover im Gespräch mit Finanzminister Gerald Heere

Steuerrecht in Niedersachsen II: Der VFS Hannover im Gespräch mit Finanzminister Gerald Heere

© Vfs Hannover e.V.
v.l.n.r.: MDg Ernst Hüdepohl, Dr. Thomas Keß, Dr. Zacharias-Alexis Schneider, Gerald Heere, Lennart Sindermann, Nils König

Am 07. August 2023 waren Dr. Thomas Keß, Dr. Zacharias-Alexis Schneider, Nils König und Lennart Sindermann als Vorstandsmitglieder des Vereins zur Förderung der Steuerrechtswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover e.V. (VFS Hannover) zu Gast im Niedersächsischen Finanzministerium. Hier sprachen sie mit Finanzminister Gerald Heere und Ministerialdirigent Ernst Hüdepohl (Leiter der für Steuern, steuerberatende Berufe, Organisation der Steuerverwaltung, Steuerpolitik Ministerialabteilung).

Der Vorstand des VFS Hannover konnte sich insbesondere zu der Zukunft des Steuerrechts in Niedersachsen und der Bewältigung der Nachwuchsprobleme, denen sich auch die niedersächsische Finanzverwaltung – ebenso wie die Wirtschaft – ausgesetzt sieht, austauschen. Vor den bewussten Herausforderungen in den nächsten Jahren konnten wir Gegenmaßnahmen diskutieren und mit dem Minister insbesondere über den Mangel an steuerrechtlichen Lehrangeboten an den juristischen Fakultäten in Niedersachsen sprechen. Hierbei durfte der VFS Hannover auch auf MDg Ernst Hüdepohl als Fürsprecher zählen, der sich seit der Gründung des Vereins als Mitglied engagiert.

Bereits im April dieses Jahres fand ein Austausch des Vereins mit Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann zu den steuerrechtlichen Nachwuchsproblemen statt. Mehr erfahren Sie im Bericht Steuerrecht in Niedersachsen: VFS Hannover e.V. im Gespräch mit Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann vom 09. Juli 2023.

Das Problem des fehlenden steuerrechtlichen Nachwuchses ist in Verwaltung und Wirtschaft omnipräsent. Sämtliche Marktteilnehmer bemühen sich um die Werbung und Haltung von qualifiziertem steuerrechtlichem Nachwuchs. In den nds. Finanzämtern steht zudem eine größere Pensionswelle an. Bis 2027 gehen 26 % der etwa 12.000 nds. Finanzbeamten in Pension. Allein hierdurch müssen über 3.000 Stellen in den Finanzämtern nachbesetzt werden. Gleichzeitig wirbt die Wirtschaft um Berater und kann seinen Nachwuchs kaum aus den Universitäten gewinnen. Daher sind auch Diplom-Finanzwirte in den Diensten der Finanzverwaltung in der Wirtschaft gern gesehen. In den letzten 4 Jahren haben rund 800 Finanzbeamte den Dienst quittiert und sind in die Wirtschaft gewechselt. Hochgerechnet bis 2027 ergibt das in der Summe um die 4.600 fehlende Finanzbeamte – fast 40 % der derzeitigen Beamtenbestände.

Diese Abgänge gilt es mit vereinten Kräften aufzufangen damit die Steuererhebung in Niedersachsen zeitnah und fehlerfrei erfolgen kann und die Landesfinanzen auf stabilen Beinen stehen. Eine funktionierende Finanzverwaltung ist zudem wichtig für in Niedersachsen ansässige Unternehmen. Ebenso ist aber auch eine gute steuerrechtliche Beratung wichtig für den Erfolg der niedersächsischen Wirtschaft im wirtschaftlichen Wettbewerb. Letztlich sollte auch das niedersächsische Finanzgericht mit gut ausgebildetem steuerjuristischem Nachwuchs versorgt sein, damit steuerrechtliche Streitigkeiten in Niedersachsen bestmöglich und mit akzeptablen Verfahrenszeiten aufgelöst werden. Ausreichend gut qualifizierter steuerrechtlicher Nachwuchs wird damit zu einem echten Standortfaktor. Bislang muss Niedersachsen diesen Standortnachteil leider gegen sich gelten lassen.

Das skizzierte Nachwuchsproblem beschränkt sich zwar nicht nur auf Niedersachsen, aber insbesondere im Norden mangelt es an juristischen Fakultäten an einer steuerrechtlichen Ausbildung. In Niedersachsen hält allein Professor Dr. Steffen Lampert in Osnabrück – als letztes Überbleibsel eines ehemals hier existierenden Instituts für Steuerrecht – die Stellung. Das von Niedersachsen umschlossene Bremen hat keinerlei steuerjuristischen Lehrstuhl. So kannibalisiert sich der Markt um den wenigen verbleibenden Nachwuchs der noch bleibt. Der VFS Hannover macht sich stark dieser Entwicklung entgegenzuwirken und weiteren steuerrechtlichen Nachwuchs zu gewinnen. Finanzminister Heere zeigte großes Interesse an dem Engagement des Vereins und diskutierte gemeinsam mit dem Verein Ansätze bei diesem Problem Fortschritte zu erzielen.

Über den VFS Hannover

Der Verein fördert die Steuerrechtswissenschaft sowohl mit personellen als auch mit finanziellen Mitteln. Auf universitärer Seite bedeutet das z.B., dass der VFS Hannover die Teilnahme der Leibniz Universität Hannover an dem grds. alle zwei Jahre stattfindenden Moot-Court zum Steuerrecht des Bundesfinanzhofs und der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft e.V. organisiert und unterstützt. Diese Anstrengungen waren durchaus von Erfolgen gekrönt. Auf die erste Teilnahme am Durchgang 2017, folgte bereits 2019 der grandiose zweite Platz, der 2022 sogar noch durch das Erreichen des ersten Platzes getoppt werden konnte. Zudem veranstaltet der Verein Crashkurse zum Steuerrecht, um wenigstens einen kleinen Eindruck vom Steuerrecht zu vermitteln.

Mit diesen Aktivitäten ergänzt der Verein das Engagement von RiFG Dr. Thomas Keß, Vorsitzender des VFS Hannover, der als Lehrbeauftragter der juristischen Fakultät der Leibniz Universität mit seiner Vorlesung „Grundzüge des Steuerrechts“ die einzige steuerrechtliche Vorlesung anbietet. Erweitert wurde das Lehrangebot im SoSe 2021 und WiSe 2022/23 durch die bei den Studierenden sehr stark nachgefragten interdisziplinäre Seminare zu den Themen „Rechtssicherheit im Unternehmenssteuerrecht“ und „Steuergestaltung und Moral“, die zusammen mit Prof. Dr. Kay Blaufus vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre durchgeführt wurden.

Darüber hinaus ist es gelungen eine Plattform für steuerrechtlich interessierte Studierende sowie erfahrene Berufsträger zu schaffen. Außerdem setzt sich der VFS Hannover dafür ein, in Hannover Deutschlands erste Tax Law Clinic zu errichten.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag für Studierende beläuft sich auf 5,-€.

Mehr über den VFS Hannover erfahren Sie unter: