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„Science Fiction, Technikgestaltung und Recht“ – Rückblick auf die Ringvorlesung „Automatisierte Systeme“ mit Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf

„Science Fiction, Technikgestaltung und Recht“ – Rückblick auf die Ringvorlesung „Automatisierte Systeme“ mit Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf

© Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf

Am 24. Mai 2022 fand erneut eine Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung ,,Automatisierte Systeme‘‘ statt. Hierzu hatten der Lehrstuhl für Zivilrecht, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht (Prof. Dr. Buck-Heeb) und der Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Zivil- und Handelsrecht (Prof. Dr. Dr. h.c. Oppermann), zusammen mit dem Interdisziplinären Institut für Automatisierte Systeme e.V. (RifaS), eingeladen.

Als Referent konnte Herr Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf gewonnen werden. Zu Beginn der Veranstaltung stellte Frau Prof. Dr. Beck den Referenten kurz vor: Herr Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Tübingen und erwarb dort den Doktortitel sowohl in Philosophie als auch in der Rechtswissenschaft. Im Anschluss daran habilitierte er für die Fächer Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie. Seit dem Sommersemester 2001 ist Herr Prof. Dr. Dr. Hilgendorf Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik an der Universität Würzburg.

Titel des Vortrags war „Unendliche Weiten – Science Fiction, Technikgestaltung und Recht“. Gleich zu Beginn des Vortrags wies Herr Prof. Dr. Dr. Hilgendorf darauf hin, dass dieses Thema kein tiefdogmatisches, sondern vielmehr ein wissenschaftstheoretisches/literarisches Thema sei. Im Fokus der Veranstaltung stand Science Fiction – in der Ausgestaltung in der derzeitigen Literatur, aber auch in Form eines zukunftsgerichteten Verständnisses. Ebenfalls ging es um die Rolle von Science Fiction bei der Technikentwicklung. Charakteristisch für Science Fiction ist das fiktive Geschehen, dem eine Ausrichtung in die Zukunft häufig immanent ist, auch in Anlehnung an Naturgesetze. Auch Verfremdung kann Science Fiction kennzeichnen, eine Folge kann auch Rationalität sein.

Nach dieser kurzen Einordnung des Themas ging Herr Prof. Hilgendorf auf den geschichtlichen Hintergrund von Science Fiction ein. Science Fiction hatte zunächst in der Gesellschaft einen schlechten Ruf. Dies wandelte sich und es entstand in den 60er Jahren die „New Wave“. Diese war gekennzeichnet durch experimentellere Formen. Es entwickelte sich eine bis dahin unbekannte Experimentierfreude. Die Science Fiction war zunächst eher literarisch geprägt, im Laufe der Zeit entstanden allerdings auch immer mehr Science Fiction-Filme wie z.B. Star Trek oder Star Wars, deren Eignung, Entwicklungen in der Technik zu beeinflussen, offensichtlich sei.

Im weiteren Verlauf stellte der Referent drei Science Fiction-Bücher vor: Im Buch „Metro 2033“, das im postapokalyptischen Moskau spielt, überleben Menschen in U-Bahn-Stationen. Analysiert werden hier die 2000er Jahre unter Putin. Zudem beschäftigt sich das Buch mit Religionskritik und Technikskepsis.

Das Buch „The Every“ behandelt aktuelle Gesellschaftskritik. Das Unternehmen „Every“ hat das größte Monopol aller Zeiten. Die Menschen machen sich von dessen Produkten freiwillig abhängig. Die Privatsphäre wird dramatisch eingeschränkt, was aber aus Bequemlichkeit hingenommen wird. Eine neue Mitarbeiterin bei Every will das Unternehmen zerstören und hofft, die Menschheit von der allumfassenden Überwachung und der emoji-gesteuerten Infantilisierung zu befreien.

Als letztes ging Herr Prof. Dr. Dr. Hilgendorf auf die „Culture-Romane“ ein, in denen es um die Verschmelzung von Transhumanismus und Humanismus geht. Die Akteure dieser Romane leben in einem postmateriellen Gemeinwesen, das von Respekt, Autonomie und Leidvermeidung geprägt ist. Xenophobie gibt es dort nicht.

In seinem Fazit beschäftigte sich Herr Prof. Dr., Dr. Hilgendorf mit den Funktionen von Science Fiction für die Technikgestaltung. Zum einen hat Science Fiction eine heuristische Funktion, die Verfremdung beinhaltet. Zum anderen kommt der Science Fiction eine analytische Funktion zu – drohende Fehlentwicklungen können früh vorhergesagt werden. Auch hat Science Fiction eine demokratisierende Funktion, indem Partizipation vieler Bevölkerungsschichten ermöglicht wird. Zuletzt ermöglicht die Gesellschafts- und rechtspolitische Funktion eine Debatte um Technikgestaltung.

Abgerundet wurde der Vortrag von einer lebhaften Diskussion, in der es unter anderem um eine mögliche Antizipation von Problemen durch Science Fiction ging. Auch wurde diskutiert, ob Juristen sich mehr mit Science Fiction beschäftigen sollten, um über den Tellerrand hinauszuschauen. Ggf. könnte Science Fiction auch die Rechtsetzung beeinflussen. Vorgeschlagen wurde auch eine mögliche fünfte Funktion der Science Fiction für die Technikgestaltung, die man als interkulturelle Funktion bezeichnen können.

Über die Ringvorlesung "Automatisierte Systeme"

Nähere Informationen über die Ringvorlesung "Automatisierte Systeme" sowie weitere Rückblicke auf vergangene Veranstaltungen finden Sie hier.

Über das Interdisziplinäre Institut für Automatisierte Systeme e.V. (RifaS)

Das Institut wurde im Herbst 2017 gegründet und steht für eine interdisziplinäre, nationale und internationale Forschung in verschiedenen Bereichen automatisierter Systeme. Die Forschungsbereiche lassen sich in Verkehr und Mobilität, Produktion und Wirtschaft sowie Medizin unterteilen. Das Institut bringt sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker zusammen und ist nicht nur in der Forschung aktiv, sondern auch in der Lehre.

Informationen zu aktuellen Veranstaltungen finden sich stets auf www.rifas.de.

Published by SH